Mit dem Cognitive Bias Cheat Sheet und Kodex wurden mehr als 170 Unconscious Biases nach Problemfeldern strukturiert und grafisch aufbereitet.
Wenn Sie sich über die Arten von Unconscious Biases schlau machen möchten, treffen Sie im Internet auf eine Vielzahl von Informationen. Alleine das Online-Lexikon Wikipedia listet 175 bekannte kognitive Verzerrungen – und es werden laufend mehr.
Der US-Internet-Blogger Buster Benson hat nun versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Er hat die Biases auf der englischen Ausgabe von Wikipedia analysiert, gefiltert und als Cognitive Bias Cheat Sheet publiziert. Sein Kollege John Manoogian III hat dieses daraufhin als Cognitive Bias Kodex 2016 grafisch aufbereitet.
Die Struktur entspricht den vier zentralen Herausforderungen, mit denen unser Gehirn konfrontiert ist, und bei deren Meisterung unterschiedliche kognitive Verzerrungen entstehen können. Die nachfolgenden gelisteten Bias Typen sind eine Auswahl in englischer Sprache und auf Wikipedia im Detail beschrieben.
Problemfeld 1: Die Informationsflut
Wir werden tagtäglich mit unzähligen Informationen überhäuft und unser Gehirn versucht, die wichtigsten Informationsteile herauszufiltern.
- Informationen, die oft wiederholt werden oder frisch im Gedächtnis sind, werden dabei bevorzugt verarbeitet: Availability heuristic, Attentional bias, Illusory truth effect usw.
- Unser Gehirn behält lustige, bizarre, menschenähnliche Infos eher in Erinnerung als langweilige, unspektakuläre Informationen: Bizarreness effect, Humor effect, Negativity bias usw.
- Informationen, die unseren eigenen Vorstellungen entsprechen, räumen wir einen höheren Stellenwert ein: Confirmation bias, Selective perception, Observer-expectancy effect, Expectation bias usw.
- Wir erkennen Fehler bei anderen Menschen leichter, als Fehler, die wir selber machen: Bias blind spot, Naive cynicism, Naive realism usw.
Problemfeld 2: Geringe Aussagefähigkeit
Die Welt ist komplex – und um uns darin zurecht zu finden, identifizieren wir Muster und kausale Zusammenhänge, selbst wenn die Daten wenig aussagekräftig sind.
- Unser Gehirn ist ein ausgezeichneter Detektor von Muster. Es findet diese sogar in spärlichen Informationen: Confabulation, Clustering illusion, Insensitivity to sample size, Neglect of probability usw.
- Wir kombinieren rasch und ergänzen fehlende Informationen durch Stereotype und Erfahrungswerte, selbst wenn neue Erkenntnisse etwas anderes belegen: Stereotypes, Group attribution error, Ultimate attribution error, Authority bias, Placebo effect usw.
- Wir präferieren Dinge oder Personen, die uns ähnlich sind oder die wir mögen: Halo effect, In-group bias, Out-group homogeneity bias, Cross-race effect usw.
- Wir vereinfachen Wahrscheinlichkeiten und Zahlen, um besser mit ihnen umgehen zu können: Survivorship Bias, Murphy’s Gesetz usw.
Problemfeld 3: Schneller Handlungsbedarf
Ohne die Fähigkeit, in unsicheren Situationen rasch handeln zu können, wäre die Menschheit längst ausgestorben. Mit jeder Information, die wir erhalten, schätzen wir Situationen in Sekundenbruchteilen neu ein und prognostizieren, was als nächstes passieren wird.
- Wir sind dabei aber zu optimistisch im Hinblick auf das Ergebnis geplanter Aktionen und wir überschätzen unsere Kompetenz. Negative Ereignisse halten wir für unwahrscheinlicher, als sie in Wirklichkeit sind: Overconfidence effect, Egocentric bias, Optimism bias usw.
- Wir tendieren wir dazu, uns auf Dinge zu konzentrieren, in die wir bereits Zeit und Geld investiert haben und ignorieren dabei mögliche bessere Alternativen: Sunk cost fallacy, Irrational escalation, Escalation of commitment, Loss aversion usw.
- Um Fehler zu vermeiden, bevorzugen wir den Status quo, sofern wir nicht gezwungen sind, ihn zu verändern: System justification, Reactance, Social comparison bias, Status quo bias usw.
- Wir präferieren Lösungen, die einfach und vollständig wirken, als jene die komplizierter scheinen: Ambiguity bias, Information bias, Belief bias, Less-is-better effect usw.
Problemfeld 4: Die Informationsvielfalt
Es gibt zu viele Informationen, die wir uns alle nicht merken können. Wir speichern daher nur jene, von denen wir glauben, sie würden uns in Zukunft helfen.
- Wir ignorieren Details und formen Generalisierungen. Die Folgen sind implizite Assoziationen, Stereotypen und unbewusste Vorurteile: Implicit associations, Implicit stereotypes, Stereotypical bias, Prejudice, Negativity bias usw.
- Da wir Ereignisse und Situationen schwer generalisieren können, greifen wir nur ein paar Details heraus, die das Ganze repräsentieren sollen: Primacy effect, Recency effect, Peak–end rule, Misinformation effect usw.
- Wir speichern Erinnerungen je nach Art des Erlebnisses ab. Der Kontext hat aber oft nichts mit der ursprünglichen Information zu tun: Levels of processing effect, Testing effect, Next-in-line effect, Google effect usw.
Buster Benson ist überzeugt, dass wir die vier oben genannten Problemfelder nicht verschwinden lassen können. Daher sollten wir uns dieser bewusst werden und akzeptieren, dass Unconscious Biases Werkzeuge sind – je nach Zusammenhang sinnvoll, harmlos oder manchmal problemhaft.
Weiterführendes:
- Buster Benson (2016): Cognitive Bias Cheat Sheet. Because thinking is hard. Online-Abfrage vom 1.10.2016 auf https://betterhumans.coach.me/cognitive-bias-cheat-sheet-55a472476b18#.c14jwweaw
- John Manoogian III (2016): Cognitive Bias Codex. Online-Abfrage vom 1.10.2016 auf https://cdn-images-1.medium.com/max/2000/1*71TzKnr7bzXU_l_pU6DCNA.jpeg
- Wikipedia. List of Cognitive Bias. Online-Abfrage vom 1.10.2016 auf https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_cognitive_biases