Die schleichende Beeinflussung der Filmindustrie.

von | 1. 03. 2015

Machen Filme aus uns wer wir sind? Der Filmstar Geena Davis glaubt daran und präsentiert dazu eine neue Studie „Gender Bias without Borders“.

 

Wir fällen jeden Tag unbewusst Entscheidungen, welche sich aber bewusst auf unser Leben auswirken. Dass dieses Unbewusste schon im Kindesalter von den Medien, vor allem dem Fernsehen, entscheidend geprägt wird, bestätigt die neue Studie „Gender Bias without Borders“. Diese wurde vom Geena Davis Institute on Gender in Media beauftragt und untersuchte die Darstellung von Männern und Frauen in populären Kinofilmen.

 

Studie „Gender Bias without Borders“

120 Filme der 10 profitabelsten Filmmärkte (darunter USA, UK, Frankreich, Deutschland usw.) wurden in der Studie analysiert. Dabei zeigte sich eine deutliche Ungleichheit in der Darstellung der Geschlechter und Geschlechterrollen:

In den untersuchten Filmen

  • werden in allen Märkten weniger berufstätige Frauen dargestellt als im realen Leben. In den deutschen Filmen sind z.B. nur 24,2% der Frauen berufstätig, wogegen es im realen deutschen Arbeitsmarkt fast doppelt so viele (45,9%) sind;
  • waren nur 30,9 % der sprechenden Charaktere weiblich;
  • besteht die Filmbelegschaft aus 77,5% Männern und nur aus 22,5% Frauen;
  • sind die Führungskräfte überwiegend männlich dargestellt. Nur 13,9% davon sind Frauen. Bei „high-level“ PolitikerInnen beträgt der Frauenanteil gar nur 9,5%.

 

In einem Interview mit der Consultingfirma McKinsey & Company erklärt der Hollywood-Star Geena Davis, dass Bilder einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere Sicht der Welt und unserer Rolle in dieser haben. Sie macht auch darauf aufmerksam, dass das Fernsehen Mädchen glauben lässt weniger Möglichkeiten im Leben zu haben. Das kann dazu führen, dass diese in einen Selbstzweifel versinken. Bei Jungen tritt genau das Gegenteil ein. Ihr Weltbild wird sexistischer dargestellt und geformt, da hauptsächlich Männer im Fernsehen, vor allem in Helden- und Führungspositionen, zu sehen sind.

 

Yale ProfessorInnen bevorzugen überwiegend Resümees von Männern

Um sich das Ausmaß der damit erlernten Unconscious Biases besser vorstellen zu können, bringt Geena Davis ein Experiment von der Universität Yale zum Beispiel. In diesem wurden 127 WissenschaftlerInnen zwei identische Resümees für ein Vorstellungsgespräch vorgelegt. Unterschieden haben sich die Resümees nur durch den männlichen und den weiblichen Namen. Wer wurde genommen? Der Mann. Er wurde überwiegend als talentierter und erfahrener beschrieben.

Zudem betonte die engagierte Frauenrechtlerin Davis mit Bezug auf die Studie, dass unbewussten Vorurteile tagtäglich auftreten und das Fernsehen einen großen Einfluss darauf hat. Sie ergänzt, dass es jedoch nicht viel braucht um einen weiblichen CEO oder einen weiblichen Mathematiker darzustellen. Dies würde in weiterer Folge auch das Weltbild unserer Kinder verändern.

 

„Filmmakers make more than just movies, they make choices. Those choices could be for balance, for less sexualization, and for more powerful female roles. The choice could be for gender equality.” – Geena Davis

 

 

Weiterführendes:

  • Interview Geena Davis von McKinsey in Original auf http://www.mckinsey.com/insights/organization/addressing_unconscious_bias
  • Moss-Racusin, C.A. et al (2012): Science faculty’s subtle gender biases favor male students. PNAS vol. 109 no. 41
  • Smith, Stacy L. et al (2015): Gender bias without borders. An investigation of female characters in popular films across 11 countries. Geena Davis Institute of Gender in Media: Los Angeles

 

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner